Das Prinzip der nachhaltigen Forstwirtschaft wurde entwickelt, um einer Ausbeutung der Wälder entgegenzuwirken. Die Landfläche Deutschlands besteht zu fast einem Drittel aus Wald, der viele Funktionen für Mensch und Umwelt erfüllt. So ist Holz ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung verschiedenster Produkte – es ist natürlich, wächst stets nach und ist vielfältig einsetzbar. Dies macht es zu einem wichtigen wirtschaftlichen Faktor. Doch auch im sozialen und ökologischen Bereich besitzt der Wald viele Funktionen, die es zu erhalten gilt.
Das Ökosystem Wald bietet Lebensraum für Tiere und Pflanzen, schützt den Boden vor Erosion und Überschwemmungen und besitzt als Lärm- und Staubfilter darüber hinaus noch eine klimaregulierende Funktion. Wir Menschen nutzen den Wald kostenlos als Erholungsquelle, als Tourismuseinnahme und als Rohstofflieferant für die energetische Holznutzung. Hinsichtlich der Wälder kommen somit verschiedene Interessen und Bedürfnisse ins Spiel, die nicht immer die Bewahrung der grünen Lungen im Auge haben. Aus diesem Grund kümmern sich verschiedene Instanzen um die Bewahrung der Regenerationsfähigkeit der Wälder, damit nachhaltiges Handeln gewährleistet ist.
Horst und Hain, Hag und Gehölz, Buschwerk, Tannicht und zuletzt eben Forst – die Auswahl an prägnanten Bezeichnungen im Sprachgebrauch für den Wald ist groß. An einigen Namen kann die Größe oder die Art des jeweiligen Waldes bemessen werden. Forst, das ist ein bewirtschafteter Wald. Der Begriff ‘nachhaltige Forstwirtschaft’ setzt sich also zusammen aus dem Wort ‘Forst’ und der Intention zur Bewahrung seiner natürlichen Regenerationsfähigkeit.
Was ist nachhaltige Forstwirtschaft?
Als FOREST EUROPE wird der gesamteuropäische und freiwillige Politikprozess für die nachhaltige Bewirtschaftung zum Schutz der Wälder bezeichnet. 1990 gegründet entwickeln die 46 Mitgliedsstaaten und die Europäische Union seither gemeinsam Strategien zum Schutz und zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurden übergreifende Kriterien bestimmt. Dazu gehören die
- Erhaltung und angemessene Verbesserung der forstlichen Ressourcen und Sicherung ihres Beitrags zu den globalen Kohlenstoffkreisläufen,
- Erhaltung der Gesundheit und Vitalität von Waldökosystemen,
- Erhaltung und Verbesserung der Produktivität der Wälder, damit bspw. die Balance zwischen Abholzung und natürlichem Nachwachsen gewährleistet wird,
- Erhaltung sowie Schutz und Verbesserung der biologischen Vielfalt in Waldökosystemen,
- Verbesserung der Schutzfunktion bei der Waldbewirtschaftung, vor allem im Bereich Wasser und Boden,
- Erhaltung sonstiger sozio-ökonomischer Funktionen und Konditionen.
Bei nachhaltiger Forstwirtschaft handelt es sich um keinen konkret definierten oder geschützten Begriff. Forstbetriebe müssen zwar den auf Naturschutzgesetzen basierenden gesetzlichen Anforderungen folgen, was aber nicht bedeutet, dass die betriebene Bewirtschaftung auch nachhaltig geschieht. Zudem findet je nach Land und Region die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder auf freiwilliger Basis statt. So gibt es auch im Bereich der nachhaltigen Forstwirtschaft zahlreiche Zertifikate und Siegel, die nach bestimmten Richtlinien festgelegt wurden. Die Mehrwegprodukte sind jedenfalls mit Lignocellulose aus nachhaltiger Forstwirtschaft hergestellt.
Warum ist ein Nachhaltigkeitssiegel für die Forstbewirtschaftung wichtig?
Laut der Bundeswaldinventur sind rund 11,4 Millionen Hektar in Deutschland Waldfläche. Das klingt erst einmal viel, ist aber im Verhältnis zum früheren Waldbestand eher wenig. Besonders in den letzten Jahren hatten die deutschen Wälder mit starker Trockenheit zu kämpfen. Die Wasserknappheit macht die Bäume anfälliger für Schädlinge wie Borkenkäfer. Gerade am Umgang mit befallenen Bäumen kann beispielhaft der mit dem Ökosystem Wald einhergehende Interessenkonflikt gezeigt werden. Denn es treffen hier wirtschaftliche und ökologische Ziele aufeinander, die in Einklang gebracht werden und den von FOREST EUROPE geforderten Kriterien entsprechend sollen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn kranke Bäume gefällt und gleichzeitig für wirtschaftliche Prozesse weiterverarbeitet werden können. Doch muss immer auch das ausreichende Nachwachsen von jungen Bäumen gewährleistet sein.
Leider wird ein auf diese Balance ausgerichtetes Vorgehen nicht überall angewandt. Allgemein werden zunehmend Flächen für den landwirtschaftlichen Nutzen gerodet. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wird 50 Prozent der Fläche Deutschlands landwirtschaftlich genutzt, der Anteil an Waldfläche beträgt 30 Prozent. Zwar gibt es globale Projekte zur Wiederherstellung entwaldeter und erodierter Gebiete wie die Bonn Challenge, aber auch lokale Organisationen wie der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) und Gemeinden initiieren Projekte zur Waldaufforstung. Diese können jedoch, trotz politischer Unterstützung, an dem Negativtrend nicht viel ändern. In Zeiten der Ressourcenverknappung und Klimaveränderung ist es daher immer wichtiger zu wissen, aus welchen Quellen die Rohmaterialien stammen und ob sie angemessen ersetzt wurden.
Zur Kennzeichnung von Produkten, die nachhaltiger Forstwirtschaft entstammen, sind verschiedene Zertifizierungen und Siegel im Umlauf.
FSC® – Das internationale Zertifizierungssystem für nachhaltige Forstwirtschaft
FSC steht für die 1993 gegründete Organisation „Forest Stewardship Council“ und setzt sich als internationales Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldwirtschaft für die Absicherung wichtiger Umwelt- und Sozialstandards in Wäldern ein. Mittlerweile ist der FSC in über 80 Ländern tätig. Für jedes vergebene FSC-Zertifikat sind die zehn Prinzipien und 70 Kriterien weltweit gültig.
Diese betreffen die
- Einhaltung der Gesetze,
- Arbeitnehmerrechte und Arbeitsbedingungen,
- Rechte indigener Völker,
- Beziehungen zur lokalen Bevölkerung,
- Leistungen des Waldes,
- Auswirkungen auf die Umwelt,
- Managementmaßnahmen,
- Maßnahmen zum Monitoring und zur Bewertung,
- Besonderen Schutzwerte des Waldes sowie
- Umsetzung von Bewirtschaftungsmaßnahmen.
Unternehmen erhalten nur ein FSC-Zertifikat, wenn sie alle genannten Kriterien erfüllen und die jährliche Prüfung durch unabhängige Dritte positiv verläuft.
PEFC-Siegel – der “Wald-TÜV“
PEFC steht für “Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes” und ist eine unabhängige Institution zur Sicherstellung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, die sich selbst als eine Art weltweiter “Wald-TÜV” bezeichnet. In vielen Punkten geht der PEFC-Standard weit über die gesetzlichen Vorgaben zur Waldbewirtschaftung hinaus. Dieser Mehraufwand kommt letztlich aber der Natur zugute. Der PEFC-Leitfaden ist in diesem Sinne gleichermaßen auf die Umsetzung der drei Säulen der Nachhaltigkeit, der ökologischen, ökonomischen und sozialen, ausgerichtet. Der PEFC agiert nach strengen Richtlinien und steht für eine unabhängig überwachte und lückenlos nachvollziehbare Verarbeitungskette vom Rohstoff bis hin zum fertigen Endprodukt. Es werden darüber hinaus höhere Standards gesetzt, weil der PEFC viele gesetzliche Richtlinien festlegt wie aus den folgenden Beispielen hervorgeht.
- So müssen PEFC-Wälder Biotopbäume (Totholz und Höhlenbäume) vorweisen. Diese sind wirtschaftlich nicht mehr nutzbar, dienen aber als Heimstätte für geschützte Insekten und Vögel.
- Bei Arbeiten mit Forstmaschinen kann es zu Unfällen kommen, sodass Öl ausläuft und in den Boden und Gewässer sickert. In PEFC-zertifizierten Wäldern dürfen aus diesem Grund nur biologisch schnell abbaubare Kettenhaftöle und Hydraulikflüssigkeiten verwendet werden. Gesundheitsschädigende Benzole sind ebenfalls verboten.
- Aufforstung ist wichtig, wenn es durch Naturphänomene wie Stürme, Dürren oder Schädlingsbefall im Wald zu Schäden kommt. Die Aufforstung soll daher mit qualitativ hochwertigen Pflanzen geschehen, die durch PEFC anerkannte Verfahren geprüft wurden. So ist es wahrscheinlicher, dass die Bäume auch wirklich anwachsen und gesund bleiben.
Weitere Informationen zu den jeweiligen Siegeln, ihren Maßnahmen und Zielen sind auf den Internetseiten des FSC und PEFC zu finden.